Great Central Road (17. – 20.03.2012)

Die Great Central Road führt rund 1200 Kilometer durch das Outback Australiens. Sie beginnt in Yulara (nahe des Uluru), endet in Leonora und verbindet damit das Landesinnere mit dem Südwesten. Für uns, die wir nach dem roten Zentrum die Gegend südlich von Perth ansteuern und etwas Abenteuer erleben wollen genau das Richtige. Zumal unsere erste Strecke vom Flinders Ranges National Park über Oodnadatta nach Marla leider gesperrt war. Ausgestattet mit Informationen über die Great Central Road, den nötigen Genehmigungen (Central Land Council & Westaustralian Aboriginal Affairs Department), Essen für rund zehn Tage, knapp 100 Liter Wasser, einem Reservekanister Benzin sowie 3 Ersatzreifen und ein paar Ersatzteile begann die Reise am Morgen des 17.03.2012.

Bereits am Ende des Uluru-Kata Tjuta National Parks endete die geteerte Straße und ging in eine Gravel Road (Schotterstraße) über. Der Zustand der Straße war gut, lediglich hin und wieder wellb-lechartige Rillen, die jedoch bei einer Geschwindigkeit über 70 Kmh kaum mehr zu spüren waren. Nach einiger Zeit sahen wir bereits die ersten Autowracks am Straßenrand und zu unserer Überraschung auch einen Fahrradfahrer der wohl das Outback mit dem Drahtesel erkunden möchte.

Der nächste erwähnenswerte Stopp wurde an der Lasseter’s Cave gemacht. Harald Lesseter war, so berichtete er jedenfalls, bei einer Wanderung von Alice Springs aus in Richtung Westen im Jahre 1900 auf eine Goldader gestoßen. Trotz etlicher Versuche, bei denen er sich mehrfach verirrte, gelang es ihm nicht diese später wieder aufzuspüren. Im Januar 1931 lebte er 25 Tage in der Höhle, nachdem sich seine Kamele auf und davon gemacht hatten. Mithilfe einer aborigines Familie machte er sich auf den Weg seine Männer zu treffen und starb am 25. Januar 1931 vermutlich an Entkräftung. Zu unserer Überraschung handelte es sich bei der Höhle um einen kleinen Unterschlupf, der sich mitten in der Wüste, abseits jeglicher Zivilisation befand. Ungefähr eine Stunde später, nach insgesamt rund 220 Kilometern überquerte ein Rudel Dingos die Straße. Dann erreichten wir auch schon Western Australia (Kilometer 250) und kehrten dem Northern Territory vorerst den Rücken zu.

Bei Kilometer 340 machten wir bei der Gilles Wetterstation halt. Diese lässt mehrmals am Tag Wetterballons steigen. Leider war die Wetterstation jedoch geschlossen und so gaben wir uns mit dem Gunbarrel Grader, einer Planierraupe die zur Erschließung von rund 2,5 Millionen Quadratkilometer eingesetzt wurde und mehr als 30.000 Kilometer planiert. Die Erschließung wurde aufgrund der Atombombenversuche in den Wüstengebieten durchgeführt. Für die genauere Vorhersage des Wetters (radioaktiver Staub sollte in der Wüste niedergehen) wurden ebenfalls verschiedene Wetterstationen u.a. Gilles errichtet.

Nach einer angenehmen Nacht erreichten wir am 18.03.2012 bei einem tollen Sonnenaufgang und etwas merkwürdigen Geräuschen, die wir bereits am Abend zuvor vernommen hatten, auf. Als wir aus dem Auto schauten sahen wir nur wenige Meter entfernt wilde Kamele. Damit war das Rätsel des Geräusches gelöst. Die Herde von ca. 50 Kamelen hatte wohl in der Nähe genächtigt. Nach dem Frühstück ging es dann weiter in Richtung Südosten, Laverton entgegen. Kurz nach Mittag erreichten wir das Roadhouse Warburton (Kilometer 570). Dort wurde aufgetankt (2,30 Dollar pro Liter) und ich leistete mir für 5 Dollar (ca. 4 Euro) eine Dusche. Dann ging es auch schon weiter. Plötzlich stand mitten auf der Fahrbahn, direkt vor uns ein Kamel. Als wir näher kamen begann es auf der Straße vor uns her zu galoppieren. Dabei warf es seine Beine schräg nach außen, was doch sehr lustig aussah. Erst als wir es nach etlichen hundert Metern überholten verschwand es im Gebüsch. Kurz darauf mussten wir zum ersten Mal auf unserer Reise Reifenwechseln. Da es bereits Abend wurde und das Wetter nicht sehr beständig aussah, fuhren wir nach insgesamt 720 Kilometern auf einen Parkplatz und schlugen unser Lager auf.

Für heute (19.03.2012) hatte unser Outbackbuch ein paar Rockholes sowie das abgelegenste Roadhouse Australiens zu bieten. Leider fanden wir keines der Rockholes und beschlossen am Roadhouse nachzufragen, was  es damit auf sich hat. Kurz vor dem Roadhouse veränderte sich die Gravelroad für kurze Zeit in Asphalt, eine Landebahn für Flugzeuge und Straße für Autos zugleich. Dann erschein auch schon das kleine Roadhouse. Nachdem wir Aborogines beim Anschieben ihres Autos geholfen hatten, erkundigten wir uns nach den Rockholes. Der nette Herr meinte rund 16 Kilometer südwestlich sei eines und zeigte mir Bilder von einem Lock und einer Leiter die senkrecht in den Stein hinein ging. Es stellte sich heraus, dass diese Stelle in unserem Buch als „unterirdische Wasserstelle“ angegeben war und ein Geländewagen von Nöten war. Daher blieb uns das Rockhole leider verwehrt.

Nach insgesamt rund 900 Kilometer hielten wir an kleinen Höhlen und genossen die Ruhe im Outback für einige Zeit. Beim weiterfahren bemerkten wir nach wenigen Metern, dass wir erneut einen Platten hatten. Somit hatten wir nur noch einen Ersatzreifen übrig. Danach ging es ohne besonderen Zwischenfälle weiter. Lediglich verschiedene kaputte oder ausgebrannte Autos, sowie ein Wohnwagen zierten die Straße und natürlich Kamele. Beim Abendessen mussten wir uns, wie üblich mit Fliegen und Ameisen abfinden und deshalb verschwanden wir bald in unserem Wohn- und Schlafzimmer, dem Kofferraum.

Morgens am 20.03.2012 sollte es auf die letzen Kilometer der Great Central Road gehen. Beim Frühstück bemerkten wir, dass bei einem Reifen bereits der Draht heraus schaute und wir diesen höchstwahrscheinlich bald wechseln müssen. So kam es dann auch und wir hatten für die letzten 220 Kilometer keinen Ersatzreifen. Nach ein paar heiklen Stellen – tieferes Wasser – überwunden waren, empfing uns wieder asphaltierte Straße, welch ein sanftes und leises Autofahren 😉

In Laverton angekommen ging es gleich weiter Richtung Süden, auf den Spuren des Goldrausches. Wir besuchten u.a. Gwalia, eine kleine 1896 gegründete Stadt. Da die Stadt 1963 fast über Nacht verlassen wurde, die Minen wurden geschlossen, sind einige Häuser inklusive der Einrichtung immer noch so anzutreffen wie damals – eine faszinierende Geisterstadt.

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